Dienstag, 15. Februar 2011

Halbjahresbericht





 











Halbzeit


Hallo liebe Rotarier, Freunde, Familie und sonstige Interessierte,

Ich habe lange über die Überschrift für meinen 2ten Bericht nachgedacht. Halbzeit;

das klingt wie beim Fußball. Halbzeit; dass heißt die Hälfte meiner Zeit in dem

wunderschönen Land ist schon abgelaufen. Kann es sein, dass die Zeit hier auf der

anderen Seite der Welt schneller vergeht?

Im Vergleich habe ich viel weniger Zeit meines Lebens hier verbracht und dennoch

fühle ich mich „wie zu Hause“. Ich bin sicher, es fließt auch „aussie-blood“ durch

meine Adern!

Ich hoffe, mein künftiger Englischlehrer/in toleriert meinen aussie-Akzent. Ich werde

im Internet recherchieren müssen, wo es „Vegemite“ in Deutschland zu kaufen gibt.

Als ich die ersten Tage nach meiner Ankunft hier in Australien bei meiner

Counsellerin und ihrem Mann (und meinem Mathelehrer) gewohnt habe, habe ich

mein erstes Brot mit „Vegemite“ sehr „toll“ gefunden. Ich habe den „Vegemite-song“

im Fernsehen gesehen und habe gedacht, es ist Marmelade. Also hat Grant mir ein

Toast mit fett „Vegemite“ drauf geschmiert. Bäääähhh! Es schmeckte ganz anders

als erwartet; ganz bitter und ein bisschen wie Maggie. Inzwischen liebe ich es!

„Vegemite“ ist ein Brotaufstrich aus Hefe und wegen dem vielen Vitamin B auch noch

ganz gesund!

Aber wo fange ich mit meinem Bericht an? Am Besten mit dem Umzug in meine

zweite Gastfamilie. Foto vom ersten Umzug: Ich

ganz der Aussie; in Ugg-boots, shorts und Cappie und mein ganzer Kram im Pick

Up.)

Leider hatte ich jetzt nicht mehr den Luxus, dass meine Schwester Emma mich im

Auto morgens mit zur Schule nahm, sondern ich fuhr mit meinen neuen

Geschwistern mit dem Schulbus zur Schule. Unsere kleine Farm lag ungefähr 3km

außerhalb der Stadt und es sind 6km bis zur Schule. Meine Familie bestand aus

Dani, meiner Gastmutter, Cassy und Shannon, meinen zwei Geschwistern, Blaky,

der Partner meiner Gastmutter und den drei Hunden, Sasha, Seth und Squirl. Das

ganze Familienleben war im Vergleich zu zuhause und meiner ersten Gastfamilie

sehr verschieden. An meinem ersten Abend haben wir uns alle zusammengesetzt

und die Regeln durchgesprochen. Cassy und Shannon müssen im Haushalt und auf

der Farm helfen, und da ich ein Teil der Familie bin und nicht nur ein Gast, habe ich

gesagt, dass die gleichen Regeln auch für mich gelten. Also helfe ich beim Abwasch,

staubsauge das Wohnzimmer wenn es nötig ist und füttere die Hunde und Kühe.

Eine weitere Regel ist, dass Facebook, Internet surfen und Handy erst erlaubt sind,

wenn Hausaufgaben und alle Jobs erledigt sind. Auch wenn ich diese Regeln nicht

so toll finde habe ich mich daran gehalten.

Also, wie gesagt, unser Haus lag ungefähr 3 km außerhalb der Stadt. Jeden Morgen

mussten wir um 8.30 Uhr draußen vor dem Gate sein, damit wir den Schulbus nicht

verpassen. Shannon ist in der 6ten Klasse, also im letzten Jahr der Grundschule und

Cassy geht ins 8te Schuljahr. Wir nehmen aber alle drei den gleichen Bus. Erst bringt

uns der Bus zur High School und dann bringt er die ganzen Grundschüler zur

katholischen und öffentlichen Grundschule. Nach der Schule bin ich manchmal bei

einer Freundin geblieben, aber meistens habe ich nach der Schule den Bus wieder

nach Hause genommen. Wir waren dann ungefähr um 15.30 Uhr wieder zu Hause.

Erst mussten wir dann die Küche aufräumen, dann ging es and die Erledigung der

Hausaufgaben. Ab und zu mussten wir danach die Kühe auf eine andere Weide

treiben oder das Pferd striegeln, aber meistens hatten wir Freizeit. Cassy und ich

sind oft mit den Hunden spazieren gegangen oder waren im Teich schwimmen.

Dani arbeitet in Hyne, der Holzmühle auf der anderen Straßenseite. Sie verlässt


morgens um 8 Uhr das Haus und ist nachmittags um 17.00 Uhr wieder zu Hause.

Aber manchmal muss sie ein bisschen länger arbeiten und Cassy und ich haben uns

dann um das Abendessen gekümmert. Oft kochten wir aus den deutschen

Kochbüchern in englischer Sprache, die ich aus Deutschland mitgebracht habe.

Freitags nach der Schule mussten wir unsere Sachen fürs Wochenende packen, weil

wir bis Montagmorgen immer auf Blakys Farm sind. Blaky lebt ca. 10km ausserhalb

der Stadt. Cassy, Shannon und ich teilten uns einen Raum übers Wochenende, also

spielte sich das ganze Leben eher draußen ab. Wir mussten uns um die Kühe und

Schafe kümmern, Motorräder, Quadbikes und Traktoren reparieren und den Garten

und das Gemüsebeet pflegen.

Da die Familie sich im letzten Frühling einen Bullen für die Kühe geliehen hatte,

haben wir viele neue Kälber dieses Jahr. Jedes Kalb musste geimpft werden und den

Jungen müssen die Hoden entfernt werden, da ansonsten Inzest entsteht. Es musste

unbedingt erledigt werden, da es aus Zeitmangel schon oft aufgeschoben wurde und

die Kälber sehr schnell groß werden. Also haben wir uns eines samstagmorgens auf

die Quads gesetzt und alle Kühe in die Yards getrieben. Anschließend mussten die

Kälber von ihren Müttern getrennt werden und dann haben wir uns jedes Kälbchen

einzeln vorgenommen. Blaky hat den Jungen einen Ring um die Hoden gesetzt,

damit sie abfallen, ich habe ihnen das Ohr geknipst und Cassy hat jedes Kalb

geimpft.

Ein anderes Wochenende mussten wir die Schafe scheren. Das hat total Spaß

gemacht! Erstmal mussten wir alle Schafe zum Anhänger treiben, dann haben wir sie

zum Scherhaus gebracht und sie geschoren. Die Yards sind so gebildet, dass immer

nur ein Schaf heraus kann. Aber dann wird es schwer; du musst das Schaf packen

und es auf den Rücken rollen, dann hältst du die Vorder- und Hinterbeine jeweils mit

einer Hand fest und hebst es zum Scherer. Jetzt scherst du das Schaf so, dass das

Fell in einem Stück bleibt. Wenn du fertig bist wirfst du das Fell auf einen Tisch und

schneidest die Teile mit Muck und Dreck heraus und es geht auf zum nächsten

Schaf. Aber Achtung! Lass dich nicht vom Schaf ins Bein beißen. Das tut weh! Am

Ende haben wir die Schafe dann in zwei Gruppen sortiert: die glücklichen Schafe, die

zu dünn und mager sind haben wir wieder auf den Anhänger geladen und die schön

fetten Schafe sind direkt ins Schlachthaus gewandert.

Da wir einen Bullen für die Kühe an unserem Haus brauchten, sind wir zum „Bullenshoppen“

losgezogen. Es hat uns einige Tage gekostet, bis wir den perfekten Bullen

gefunden hatten: ohne Hörner und zahm. Ich durfte mir den Namen aussuchen! Also

habe ich ihn ganz deutsch Helmut genannt. Ich hatte eine super tolle und ganz

außergewöhnliche Zeit mit meiner zweiten Familie, auch wenn es etwas ganz

anderes war, sogar für Tumba. Ich denke Rotary hat eine sehr gute Entscheidung mit

der Familie Lewis getroffen, denn Familie Lewis hat mir eine sehr „aussie way of life“

näher gebracht. Soviel von meiner zweiten Gastfamilie.

Eine Woche vor Weihnachten bin ich dann zu meiner dritten Familie gewechselt, die

Familie Martin. Wir hatten schon Schulferien, vom 15. Dezember bis Ende Januar

dauern die Sommerferien. Helen und Dan sind meine Gasteltern und Amelie und

Conner meine zwei Geschwister. Amelie und ich sind in der gleichen Klasse und sie

ist eine meiner besten Freundinnen hier.

Das Leben hier ist wieder sehr anders. Unser Haus liegt auf einem Hügel und es

scheint, als ob die Stadt sehr weit weg ist. Aber der Schein trügt, die Hauptstraße mit

all den Geschäften liegt nur 500 Meter entfernt. Unser Haus hat den Namen „Sunny

Side“. Wir haben Weinyards, einen Weinkeller und drei große Kuhherden. Das Leben

hier ist ein Mittelding, halb Land- halb Stadtleben. Amelia und ich helfen nach den

Kühen zu schauen und wir verdienen uns ab und zu ein bisschen extra Taschengeld

mit Weinflachen etikettieren und in Kartons einpacken.

An Weihnachten sind Oma und Opa Martin gekommen und wir hatten ein großes

Familienfest. Am Abend des 24ten Dezember durften wir die Geschenke öffnen, die

wir von der Familie bekommen haben. (Foto: meine

Weihnachtsgeschenke und Connor unterm Weihnachtsbaum) Von meiner vorherigen

Gastfamilie habe ich einen Signiture-Bear bekommen. Alle meine Familien und

Freunde unterschreiben am Ende meines Austauschjahres auf ihm. Dani, Cassy und

Shannon hatten schon unterschrieben. Dann habe ich noch Schmuck, Parfüm und

einen Australien Pyjama geschenkt bekommen. Die Weihnachtspäckchen aus

Deutschland haben es nicht rechtzeitig zu Weihnachten zu mir geschafft, obwohl sie

extra Anfang November abgeschickt worden sind. Aber über Nacht kam dann Santa

vorbei und hat meine Geschenke in den Socken an meiner Tür gesteckt. Am

nächsten Morgen hat mich dann um 7 Uhr Connor ganz aufgeregt aufgeweckt undwollte, dass ich in meinen Socken schaue. Ich habe allen möglichen Krimskrams und


gaaaanz viel Schokolade darin gefunden.

Die nächsten Tage haben Amelia und ich bis 14.00 Uhr nachmittags auf der Farm

gearbeitet und danach sind wir zum Pool gegangen. Der Pool ist in dieser Zeit wie

ein Jugendzentrum; ganz Tumba ist da.

An Sylvester haben wir Freunde besucht und hatten ein großes BBQ, ganz wie ich

mir ein australisches Neujahr vorgestellt habe. Es gab Würstchen und Steak und als

ein Special deutsche Frankfurter Würstchen. Zum Nachtisch hatten wir eine Pavlova,

eine australische Tradition. Es ist eine Torte mit Eischaum in der Mitte, zugekleistert

mit Sahne und oben drauf alle möglichen roten Beeren. „Yummy!“ (wie der Australier

hier sagt) Um halb elf haben wir uns dann auf den Weg nach Hause gemacht, damit

wir die Feuerwerke von Sydney im Fernsehen schauen und mit Sekt anstoßen

konnten. Da Feuerwerke in Australien für Privatleute verboten sind, schaut man sich

zusammen mit der Familie das Spektakel in Sydney an, entweder live oder im TV.

Ich werde auf jeden Fall noch einmal nach Australien zurückkommen und mir das

Sylvesterfeuerwerk in Sydney live anschauen!!! Es ist AWESOME!

Aber das Beste kommt noch: Eine halbe Stunde nach Mitternacht ruft mich eine

deutsche Nummer auf meinem Handy and. Zu erst habe ich gedacht, es ist meine

Mama. Aber es war keine Nummer aus meiner Region. Also habe ich ganz verwirrt

abgenommen, mich gemeldet und am anderen Ende war eine Moderatorin vom

Radiosender SWR3! Meine Mutter hatte ihnen gemailt, dass ich im Austauschjahr in

Australien bin und da wir hier 10 Stunden im Vorraus sind, gefragt, ob sie mich nicht

einmal anrufen wollen, da ich ja schon im neuen Jahr wäre. Das war vielleicht eine

Aufregung und eine schöne Überraschung. Die Moderatorin vom Radio hat mich

dann 15 Minuten interviewt und mir gesagt, dass es in ca. einer Stunde im Radio zu

hören ist. Also habe ich erstmal ganz aufgeregt meine Familie angerufen und es

ihnen erzählt. Die haben sich dann auch gleich vors Radio gesetzt und auch Amelia

und ich haben vorm Webradio gewartet, bis mein Beitrag kam. Was für ein Start ins

neue Jahr!

Am nächsten Tag war Tumba Rodeo. Es ist eine Tradition, jedes Jahr am 1.Januar

kommt ganz Tumba zu den Showgrounds und schaut sich das Rodeo an.

Jackson, Dans Sohn ist für die letzen 3 Wochen der Ferien zu Besuch bekommen,

also haben wir ihn von Canberra abgeholt. Wir haben den Tag dort verbracht. Amelia

und ich sind shoppen gegangen und wir hatten Mittagessen in den Botanischen

Garten. (Foto: Amelia, Jackson und ich). Anna und Drew, die Austauschschüler aus

Finnland und Texas, wohnen in Canberra, also habe ich den Nachmittag mit ihnen

verbracht. Es war schön sie mal wieder zu sehen. Für die letzten anderthalb

Wochen sind wir zu unserem Ferienhaus in Batemans Bay gefahren. (Foto: Unser

Ferienhaus) Es ist ein süßes kleines Häuschen 300m vom Strand entfernt.

Morgens um 6 Uhr sind Amelia und ich oft am Strand gejoggt und anschließend im

Meer schwimmen gegangen. Den Vormittag haben wir meist am Strand verbracht.

Mittags, wenn es zu heiß wird und die Sonne gefährlich ist, sind wir nach Batemans

Bay fürs Mittagsessen gefahren und sind ein bisschen rumgebummelt. Nachmittags,

wenn die Wellen am besten sind, haben wir versucht zu surfen. Wir haben uns fast

mit den Brettern erschlagen aber wir hatten dabei super viel Spaß. Ich habe es leider

immer noch nicht so ganz raus, aber das letzte Februar Wochenende haben alle

Austauschschüler aus meinem Distrikt ein Surf camp an der Küste. Dort kann ich es

dann noch einmal versuchen unter fachlicher Anleitung ☺ .

Am 26ten Januar ist “Australia Day”, ein super wichtiges Event! Ganz Australien

spielt an diesem Tag verrückt. Überall sind Flaggen und jeder trägt ein Australien TShirt,

Tattoos und alle möglichen anderen Accessoires. .

(Foto:
Jackson und ich und Amelia und ich an “Australia Day”) Der Australier sagt:

”On Australia Day we come together as a nation to celebrate what's great about

Australia and being Australian. It's the day to reflect on what we have achieved and

what we can be proud of in our great nation. It's the day for us to re-commit to

making Australia an even better place for the future.”

In Deutschland haben wir “den Tag der deutschen Einheit”. Aber das ist überhaupt

nicht vergleichbar. Ganz Australien spielt verrückt an diesem einem Tag (als ob die

nicht eh schon total verrückt sind…im positiven Sinn).

Antonia, die andere Austauschschülerin aus Deutschland in meinem Distikt, lebt in

Batemans Bay. Also ist sie an einem Tag zu uns nach Hause gekommen um einen

gemeinsamen Tag zu verbringen. Ich habe es genossen, sie wieder zu sehen. Jetzt

denkt auch meine Gastschwester Amelia darüber nach, einen Austausch mit Rotary

zu wagen. Seit Antonia uns besucht hat kann sie nicht mehr aufhören darüber zu

reden. Vielleicht haben wir es geschafft einem weiteren Teenager den Anstoß zu

geben, ein außergewöhnliches Jahr in einem anderen Land zu verbringen.

Noch bis Ostern werde ich mit dieser tollen Gastfamilie wohnen. Danach ziehe ich zu

meiner letzten Familie. Eine Tochter, Zoey, hat vor zwei Jahren einen Austausch

nach Brasilien gemacht. Aus diesem Grund darf ich jetzt in ihrer Familie „mitleben“.

Ich freue mich schon.

Die Ferien sind jetzt leider seit 2 Wochen schon um. Ich bin jetzt im elften Schuljahr.

Die Fächer, die ich für dieses Jahr gewählt habe sind: Standart English, Advanced

Maths, Biology, Chemistry, Modern History und Spanish. Ich habe mich ein bisschen

an dem orientiert, was ich in der 12ten Klasse wählen werde, wenn ich wieder zurück

in Deutschland bin.

Meine „Schonzeit“ in dem fremden Land war schon nach weniger als einem Monat

vorbei. Ich muss wie alle anderen Hausaufgaben machen und Referate halten. Aber

ich bin ja auch kein Gast, sondern gehe wie ein gewöhnlicher Jugendlicher hier zur

Schule. Am Ende letzten Jahres habe ich sogar die Abschlussprüfungen

mitgeschrieben. In Mathe hatte ich die beste Klausur und in Englisch war ich in der

oberen Mitte. Das hat mich sehr gefreut. ☺ In meinem Endjahres Report hatte ich in

English, Maths, Food technology, Art, Computer studys und History ein C und in

Geography ein B. Das ist wie ein Befriedigend und Gut. Und in den Leistungsnoten

habe ich überall eine 2 (die Notenskala geht von 1 bis 5, wobei 1 das Beste ist) Da

war ich schon stolz und habe mich gefreut, denn ich wurde genau wie alle anderen

bewertet, ohne einen Sonderbonus.

Die letzten drei Tage des letzten Term hatten wir „interest electives“. Ich habe mich

für den Fotografie-Kurs entschieden. Es gab viele tolle Dinge zu wählen, aber bei

einigen war es auch mit Kosten verbunden. Uns hat ein echter Fotograph

beigebracht, wie man professionelle Fotos macht. Eines meiner ersten Fotos aus

dem Kurs ist dieses:

Das neue Schuljahr hat gerade begonnen und es ist schon super schwer. Da die

letzten beiden Jahre keine Pflicht sind, sondern es die eigene Entscheidung ist, ob

du noch weiterhin zu Schule gehen möchtest, musst du richtig schuften, um dran zu

bleiben und gute Noten zu bekommen. In allen Fächern habe ich schon eine Menge

Hausaufgaben und assignments. Als wir gejammert haben über diese ganze Arbeit,

haben die Lehrer nur erwidert: “Mate, the fun is over now!“

Ich persönlich lerne eigentlich gerne und zu schwierig finde ich es auch nicht. Aber

jetzt heißt es: study, study, study!

Sehr interessant finde ich Spanisch. Es ist ein Beginner-Kurs, das heißt keiner von

uns spricht Spanisch zu Hause oder hat es je in der Schule gelernt. Für mich ist es

ganz was Neues eine Sprache im Dreieck zu lernen. Aber im Geheimen finde es

einfacher, da ich mir die Grammatik und die Vokabeln in zwei Sprachen merken

kann. Wenn ich es einmal nicht in der einen Sprache weiß, kann ich zur anderen

wechseln. Mein Heft ist in Spanisch, Englisch und Deutsch. Wie cool ist das?!

Die Schule genieße ich sehr, da ich nur meine Lieblingsfächer habe und jeden Tag

meine Freunde zu Gesicht bekomme.

Ich kann es kaum fassen, wie viele Freunde ich gefunden habe, seit dem ich hier bin!

Ich komme super klar mit all den Leuten in meiner Schule und meine engsten

Freunde sind in meinem Jahrgang. Aber ich habe nicht nur Freunde in der Schule.

Durch Tennis, meine alten Gastschwester und dem Pool habe ich auch viele

Freunde gefunden, die nicht auf meine Schule gehen. Ein paar Teenager aus Tumba

gehen seit der 8ten auf ein Internat. Sie sind aber trotzdem in meiner

Freundesgruppe, da sie früher hier zur Schule gegangen sind. Leider können wir uns

aber nur an Wochenenden und in den Ferien sehen.

(Foto:

meine Freunde und ich in Canberra, Schuldisco und die Jungs auf unserer

Weihnachtsparty).

Eigentlich ist mir nie langweilig. Ich habe immer etwas zu tun. Jeden Mittwoch zum

Beispiel treffen sich alle möglichen Leute am Skatepark und wir quatschen nur oder

spielen Football. Jedes Wochenende unternehmen wir gemeinsam etwas, wir gehen

feiern oder fahren zu Paddy’s River Falls und gehen im Fluss schwimmen. Es macht

total Spaß. Und da ich Freunde in allen Altersgruppen habe, findet sich immer

jemand, der mich mit dem Auto wohin fahren kann. Wie praktisch ☺ !

Jeden Montag und Dienstag spiele ich abends Tennis und am Wochenende feuern

wir das Cricket Team an. Am Ende des Monats fange ich mit Netball an. Ich freue

mich schon darauf. Das Netball- und Football Team gehen immer an den gleichen

Orten spielen, also bekomme ich jedes Wochenende auch „meine Jungs“ zu

Gesicht.

Rotary ist ein weiterer Wichtiger Teil meines Alltags hier. Ich versuche so gut wie

jeden Montag zu den Rotarytreffen meines Clubs zu gehen. Weil ich in Kontakt mit

dem Clubmembern bleibe und immer für einen Small talk zu haben bin, wenn ich

jemanden auf der Straße treffe, haben mich einige Rotarier schon mit nach Sydney

und Melbourn und sogar bis nach Coffs Harbour genommen. Ich bin sehr stolz, dass

ich immer in dem Newsletter meines Clubs genannt werde. Mein Club ist fast wie

eine Familie. Der Club hat mich zum Beispiel sehr unterstützt, als ich ein „Problem“

hatte, was ich alleine nicht zu lösen wusste. Als Erinnerung und

Zugehörigkeitszeichen wollte ich unbedingt ein Schulabschluss-T-shirt von meinem

Jahrgang haben. Darauf stehen die Namen aller Schüler aus deinem Jahrgang und

es sieht fast wie ein Fußballshirt aus. Ich konnte eins nachbestellen, aber es war

richtig teuer und von meinem Taschengeld eigentlich nicht zu bezahlen.

Meine Counsellerin und ich haben gemeinsam nach einer Lösung gesucht und am

Ende habe ich einige deutsche Kuchen gebacken und sie auf einem Clubtreffen

verkauft. So habe ich dann 100 Dollar zusammenbekommen. Ich habe das Shirt

bestellt und es kann nicht mehr lange dauern, bis es geschickt wird. Ist das nicht ein

wunderbarer Club?Ungefähr jeden zweiten Monat habe ich ein Wochenende mit all den anderen


Austauschschülern. Wir haben immer eine total schöne Zeit zusammen. Vor ein paar

Monaten fand in unserem Distrikt eine große Rotary-Konferenz statt. Um unser Land

zu repräsentieren sollten wir alle eine Leckerei aus unserem Land mitbringen. Ich

habe rheinische Muzen gebacken. Alle fanden sie sehr lecker und ich musste

Rezepte verteilen.

(Fotos: Meine Truppe und Antonia und ich mit Muzen

und Streuslkuchen)

Letzten Monat hatten wir ein Safari Weekend in Tumut. Das liegt nicht weit weg von

hier. Wir waren Bushwalking und haben „aussie things“ gemacht. Alle, außer Gui und

mir, leben irgendwo an der Küste oder in Canberra. Die Landschaft im Hinterland

hatte bislang noch keiner von ihnen so richtig gesehen und ihnen sind fast die

Münder offen stehen geblieben! Ich dagegen freue mich natürlich schon aufs Surf

camp. Dann werde ich auch die 2 neuen Austauschschüler aus Brasilien treffen, die

seit Januar hier sind. Darauf freue ich mich sehr!

Gui ist einer meiner besten Freunde. Er ist ein Austauschschüler von Brasilien. Er

lebte in Batlow, also ganz nah bei mir. Er ist im Januar 2010 hierher gekommen und

daher ist er leider Anfang Dezember nach Hause geflogen. Wir haben eine super

Abschiedsparty für ihn geschmissen. Ich vermisse ihn jetzt schon. Leider konnte

nicht jeder kommen, weil in Australien Entfernungen meist sehr groß sind und auch

wir in unserem Distrikt alle sehr weit voneinander entfernt leben. Aber Braiden,

Jasmin, Clara, Kristian, Georgia, Gabriel und ich waren da. Es war eine super Nacht

aber mit vielen Tränen am Ende. WE MISS YOU GUI!

Eine Sache, die ich noch zu sagen habe: Ich mache nicht mehr bei Kokoda mit. Das

habe ich Ende letzten Jahres beschlossen. Ich hatte sehr viel Spaß mit der Gruppe;

das Training und Fundraising war einfach toll. Aber es hat einfach zu viel meiner Zeit

gekostet. Zum Schluss waren es 5 Tage Training die Woche und jedes Wochenende

hatten wir ein Event. Es ist einfach zu viel für mich geworden. Ich mache immer noch

beim Training mit und helfe beim Fundraising wann immer ich kann. Ich finde die

ganze Aktion eine wunderschöne Idee mit wirklich tollen Menschen und ich möchte

ihnen ermöglichen, dass sie eine tolle Zeit in PNJ haben, auch ohne mich. Vielleicht

darf ich später noch einmal daran teilnehmen, wenn ich älter bin und nicht so viel

Neues auf einmal erlebe.

Hier fangen die Menschen an mich zu fragen, wie lange ich noch bleibe. Wenn ich

dann erkläre, dass ich im Juli wieder zurück muß bekomme ich zur Antwort: „Schon

so bald? Freust du dich schon?“ Ich muss sagen, ich finde es hier super schön und

ich habe eine wundervolle Zeit. Natürlich möchte ich zurück, meine Familie und

Freunde wieder sehen. Aber mir gefällt es hier sehr. Ich möchte einfach nicht darüber

nachdenken wie es sein wird wieder zu Hause zu sein. Ich möchte einfach nur den

Rest meiner Zeit hier genießen. Ich möchte halb für immer hier bleiben und halb

freue ich mich, dass ich in einem halben Jahr wieder zu Hause seien werde. Ich

werde auf jeden Fall hierher zurückkommen, das weiß ich schon!

Schon jetzt möchte ich mich, wie eigentlich jeden Tag, bei Rotary in Deutschland,

dem Club Brühl, dem Distrikt 1810 und Rotary Australien, dem Distrikt 9710, und

besonders dem Rotary Club Tumbarumba und all den wunderbaren Menschen hier

von meinem ganzen Herzen und meiner ganzen Seele danken, für all das, was ich

hier erleben und erfahren darf.

See ya!