Mittwoch, 18. Mai 2011

3. Quartalsbericht

3. Quartalsbericht


Hallo ihr da in Deutschland, liebe Rotarier, Freunde und Familie!

Mehr als dreiviertel von meinem Austauschjahr sind jetzt schon vorüber. – Gruselig! -

Das heißt, in ein bisschen mehr als zwei Monaten muss ich Australien „tschüss“

sagen und ab geht’s zurück nach Hause. Natürlich freue ich, mich meine Familie und

Freunde wieder zu sehen und ich freue mich sogar auf die Schule! Aber es wird sehr

schwer werden meine Gastfamilien und Freunde hier zurück zu lassen. Wirklich

vorstellen kann und möchte ich mir das gar nicht. Da ich auf der anderen Seite der

Erde lebe kann ich auch nicht einfach so zu Besuch oder einmal in den Ferien her

fahren – im Moment eine wirklich gruselige Vorstellung an die ich gar nicht denken

mag. Das schiebe ich erst einmal beiseite und all die „Good-byes“ hebe ich mir für

den Schluss auf.

Ich erzähle hier ein wenig von meiner Zeit zwischen Februar und April:

Meinen 16ten Geburtstag habe ich hier in Australien erlebt. Rotary hat mir als

Überraschung bei dem Meeting am Tag vor meinem Geburtstag eine Party

organisiert. Es gab lustige Partyspiele und eine wunderbare große Geburtstagstorte

für mich. Darüber habe ich mich sehr gefreut! Ausserdem bekam ich einige kleine

Geschenke. Der Rotary-Club war wieder wie eine große Familie!

Mittlerweile lebe ich schon mit meiner vierten und letzten Gastfamilie:

John und Theresa, meine Gasteltern, haben fünf Kinder. Chelsea und Jessica, die

beiden Ältesten, sind schon seit ein paar Jahren von zu hause ausgezogen. Beide

leben nun in Canberra und arbeiten dort. Zoey ist vor zwei Jahren mit Rotary zum

Austausch für ein Jahr nach Brasilien gegangen. Seit Februar studiert sie an der Uni

und lebt auf dem Campus in Wagga. Jackson, der einzige Sohn, ist nur ein paar

Tage jünger als ich. Wir gehen beide ins elfte Schuljahr hier auf die High-school in

Tumba. Baylee ist zwölf Jahre jung und sie besucht ebenfalls die High-school. Es ist

ihr erstes Jahr dort.

In den Osterferien hat Jackson am Treck nach Kokoda teilgenommen. Ich habe ja

schon erklärt, warum ich dann doch nicht mitgefahren bin. In den Osterferien bin ich

stattdessen mit meinen Gasteltern und Baylee nach Ulladulla an die Küste gefahren.

Ostern ist ja hier nicht wie bei euch im Frühling, sondern im Herbst. An der Küste

haben wir aber noch einmal den Spätsommer und die Sonne genießen können,

während sie in Tumba schon überlegt haben den Kamin anzuzünden und an Schnee

gedacht haben. Wir hatten jedenfalls an der Küste eine supertolle Zeit und als

Überraschung sind Chelsea und Jessica für ein paar Tage zu uns gekommen. Da

Batemans Bay nur 45 Autominuten von Ulladulla entfernt ist, haben wir einen

Tagesausflug dorthin unternommen und Antonia, die andere deutsche

Austauschschülerin, besucht. Gemeinsam haben wir einen schönen Nachmittag

verbracht.

Einen Tag vor Schulbeginn sind die „Kokoda-Kiddies“ wieder von ihrem Treck

zurückgekommen. Wir haben Jackson um 3 Uhr morgens vom Bus abgeholt. Obwohl

er hundemüde war haben wir noch zwei bis drei Stunden gequatscht. Er hat uns

Fotos gezeigt und die dollsten Geschichten vom Treck im Regenwald von Papua-

Neuguinea erzählt. Es war für ihn ein wirklich außergewöhnliches Erlebnis.

Wie gesagt, am nächsten Tag hat die Schule wieder angefangen. Es waren auch

Kristians letzten Tage in Australien. Kristian aus Dänemark war nicht mit Rotary,

sondern einer anderen Organisation für 10 Monate hier zum Schüleraustausch.

In jeder Schulstunde haben wir letzte Gruppenfotos mit der Klasse gemacht und in

den Pausen sind wir noch einmal durch die besten Erinnerungen gegangen. Am

Freitag war dann seine große „Farewell-party“. Wir haben seine Australienfahne

unterschrieben und allerletzte Erinnerungsfotos gemacht. Irgendwann morgens um 6

Uhr musste er dann zum Flughafen aufbrechen. Ich glaube, ich habe seit ich hier bin

noch nie so viel geweint. Kristian war mein „exchange-buddy“, wir beide sind sehr

gute Freunde. Beide waren wir als Austauschschüler in einer ähnlichen Situation und

konnten daher sehr gut verstehen, was der andere an Krisenzeiten oder so

durchmacht. Als Kristian Heimweh hatte und ich über Weihnachten eine schwere Zeit

hatte waren wir besonders füreinander da und haben uns um den anderen

gekümmert.

Kristian war sehr traurig als er nach Hause musste, er wollte nicht einfach alles

zurück lassen. Aber natürlich hat er sich schon auf zu Hause gefreut. Eine wirklich

schwierige Situation!

Seine Familie und Freunde haben ihn schon sehnsüchtig erwartet.

Für mich ist es gut, dass Kristian vor mir nach Hause fahren musste. So habe ich

schon eine kleine Ahnung, was mich in 2 ½ Monaten erwarten wird und was ich

durchmachen muss bei meinem Abschied. Aber noch ist es ja nicht so weit und ich

denke nicht daran.

Ich denke auch bei uns in Deutschland gibt es den „Rotary Friendship Exchange“.

Die Mitglieder des Clubs hier in Tumba sind damit öfter in der Welt unterwegs. Einige

Mitglieder unseres Clubs von meinem Distrikt 9710 sind im Oktober letzten Jahres

mit dem Friendship Exchange nach Indien gefahren und haben dort einen

befreundeten Club besucht. Für sie war es eine tolle Zeit und auch Bruce, mein

erster Gastvater und Debbie, meine Counselorin und Grant, ihr Mann und mein

Mathelehrer waren dabei. Von ihnen habe ich übrigens einen indischen Schal zu

Weihnachten bekommen.

Daher fand im April der Gegenbesuch aus Indien statt. Es kam also eine Gruppe von

9 Indern, die uns hier in Australien besucht haben. Sie sind eine Woche in Yass

geblieben, dann eine Woche hier in Tumba, dann eine Woche in Batemans Bay und

zum Abschluss eine Woche ohne Rotary in Sydney. Ich fand die Zeit mit ihnen

wundervoll!

Lustig war, dass ihre Reaktion ähnlich war wie meine, als sie das erste Mal von

„Tumbarumba“ gehört haben. Sie meinten, dass es sich eher nach einem

Musikinstrument anhört, als nach einem Städtenamen in Australien. Und als sie

erfuhren, dass nur 2000 Leute in Tumba wohnen, haben sie sich gefragt, was sie

wohl eine ganze Woche lang hier unternehmen sollten. Aber dann waren sie

überrascht, wie viel wir ihnen gezeigt haben und was sie alles erleben konnten.

Wir waren mit ihnen zum Beispiel auf einer typisch australischen Farm und sie waren

allein von ihrer Größe total beeindruckt. In Indien (und bei uns in Deutschland ja

auch) ist die Bevölkerungsdichte so groß, da ist gar kein Platz für Farmen solcher

Größe.

Als wir an einem anderen Tag eine Bustour in die Umgebung von Tumba gemacht

haben um die Landschaft zu erkunden gab es ein lustiges Erlebnis: erst einmal

waren die Inder natürlich erstaunt wie wenig Verkehr es hier gibt. Und sie erzählten

uns von all den Kühen, die in Indien ja einfach über die Strassen laufen. Und auf

einmal stand auch hier ein Rind mitten auf der Strasse. Es war von irgendwo einfach

ausgebüxt. Da haben dann alle viele Fotos gemacht um diese lustige Geschichte

auch zu hause zu erzählen.

Die restlichen Tage waren die Inder dann mit Mitgliedern des Clubs unterwegs und

ich bin wieder zur Schule gegangen.

Da ich im Mai und Juni für fast 4 Wochen mit dem „Treck-away“ durch Australien

unterwegs bin, war es mir auch wichtig wieder zur Schule zu gehen und Zeit mit

meinen Freunden zu verbringen.

Nächsten Sonntag breche ich gemeinsam mit den anderen Austauschschülern von

meinem District, den „short terms exchange students“ und inbounds aus zwei

weiteren Districten zum „Treck-away“ durch und um Australien auf. Ich bin schon so

aufgeregt!

Wir reisen für 25 Tage einmal rund herum und mitten durch Australien. Es geht von

Canberra nach Melbourne und von dort die ‚Great Ocean Road’ entlang. Dann geht

es ab in den Busch und wir übernachten eine Nacht in Wüstenhöhlen. Am nächsten

Tag fahren wir weiter zum Uleru und danach nach Alice Springs. Wir fliegen von dort

nach Cairns und dann geht’s hoch zum ‚Great Barrier Reef’ und nach Brisbane. Von

dort aus dann wieder die Küste runter bis nach Sydney!

Nach der Safari werde ich ausführlich berichten. Naja, ich nehme mir es auf jeden

Fall vor! Aber das Ende der Safari ist dann auch der Anfang von meinen letzten 6

Wochen hier in diesem wundervollen Land mit diesen wunderbaren Menschen…..

Für den „treck-away“ haben wir Taschen bekommen und eine Packliste. Schlafen

werden wir die meiste Zeit in Zelten. Da wir auch einen Inlandsflug haben dürfen

unsere Taschen nicht schwerer als 20 kg sein! Das unglaubliche ist, dass ich mit 30

kg für ein Jahr hier nach Australien geflogen bin und ich jetzt 20 kg für die 25 Tage

gerade so einhalten kann. Wenn ich wieder zurück bin muss ich anfangen

auszusortieren, was ich verschenken werde, was ich in unglaublich teuren Paketen

mit dem Schiff nach Deutschland schicke und was ich dann in meinem Koffer mit auf

meinem Heimflug nehme. Oh mein Gott, ich darf nicht daran denken.

Gut ist, dass ich vom Winter in den Sommer fliege!

Hoffentlich ist dann auch Sommer. Mein Jahr hier in Australien war hier ein Jahr der

Kälte und der Überschwemmungen. Das Jahr davor war ein ein Jahr der Hitze und

der Waldbrände.

Diesen Sonntag kommen 4 „short term exchange students“ aus Deutschland in

unseren District. Zwei von ihnen werden nach Batlow gehen, das ist hier ganz in der

Nähe. Am Mittwoch übernachten sie dann bei mir und am nächsten Tag kann ich sie

mit zur Schule nehmen. Ich bin schon sehr aufgeregt! Vorher sind die beiden hier in

Australien noch nicht zur Schule gegangen und es wird bestimmt sehr spannend für

sie sein. Meinen Freunden hier muss ich Deutschunterricht geben damit sie ihre

erworbenen Fähigkeiten dann an den Austauschschülern ausprobieren können. Das

ist sehr lustig und macht viel Spass!

Am Sonntag fahren wir dann alle zusammen nach Canberra und von dort geht es

dann auf die Safari. Uhlalalala!

See ya later alligator, bis nach der Safari/Treckaway (und mit einem ausführlichen

Bericht und vielen Fotos!)!




Liebe Grüße, Leonie

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